Mordsschock (German Edition) by Hoffmann Gaby
Autor:Hoffmann, Gaby [Hoffmann, Gaby]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-04-09T22:00:00+00:00
Kapitel 17
Ken lud mich abends ins La Fayette ein. Das Nobelrestaurant mit Sternchen lag eine Autostunde entfernt in einem exklusiven Badeort.
Verzetteln Sie sich nicht bei Forschungsarbeiten an Ihrer Seele!, riet mir mein Horoskop heute. Ich beschloss, dem Rat zu folgen und abzuschalten.
Der Mercedes brauste über die Autobahn. Je weiter wir uns von Rosenhagen entfernten, umso unschärfer wurden meine Gedanken an das Gespräch mit Rieckens. Ich wusste, wenn wir unser Ziel erreicht hatten, wären sie verschwunden. Wir würden in eine neue Welt eintauchen, die nur uns beiden gehörte. Eine Welt, in der es keinen Platz für Grundstücksaffären und tote Politiker gab. Ken würde sie wegzaubern.
Wir sausten mit 180 Kilometer pro Stunde konsequent ganz links. Noch wollte ich der Magie des Zauberers nicht erliegen, der mich in diesen Geschwindigkeitsrausch versetzte und einen ganz duselig vor Glück machte.
„Mach dich vom Acker mit deiner überdachten Zündkerze!“ Der Zauberer schimpfte. Er klebte an der Stoßstange eines klapperigen Fiats, der die Frechheit besaß, die Überholspur zu blockieren. Ken hupte und drängelte. Angespannt umklammerte er das Lenkrad, als könne er auf diese Weise den anderen zwingen, die Spur zu wechseln. Kleine Schweißperlen tropften von seiner Stirn. Endlich zog der Fiat nach rechts rüber. Ken verabschiedete ihn mit wütenden Gesten, erst dann besann er sich wieder auf meine Gegenwart und lächelte mich entschuldigend an.
„Dir möchte ich nicht auf der Autobahn begegnen.“
„Schlechte Autofahrer kann ich nicht ab, da raste ich regelmäßig aus. Verzeihst du mir?“
„Typisch Mann!“
Er grinste schelmisch und fasste meinen Kommentar als Kompliment auf. Er streckte die Wirbelsäule zur Autodecke und wuchs im Sitz.
„Apropos Mann, wie sehen die Beziehungen zwischen Männern und Frauen in eurer Partei aus?“
„Bist du eifersüchtig?“
Ich lachte. „Haben Frauen, ich meine, kluge Frauen wie Christine Riecken, es manchmal schwerer bei euch?“
„Also, dumme Frauen gibt es bei uns natürlich sowieso nicht“, Ken hustete gekünstelt, „und die klugen, du weißt selbst am besten, dass die jeden Mann um den Finger wickeln.“
„Hat jemand von euch Christine Riecken gehasst?“
„Keine Ahnung. So genau kannte ich sie nicht. Sie war, glaube ich, nur ein Jahr bei uns.“
Anscheinend hatte niemand diese Frau wirklich gekannt. Jeder, mit dem ich bisher gesprochen hatte, behauptete, sie nur flüchtig zu kennen. Vielleicht war sie ihren eigenen Eltern fremd geblieben?
„Ihre Eltern glauben nicht an Selbstmord. Sie sagen, sie sei nicht depressiv gewesen.“
„So, ich habe sie aber anders erlebt. Meistens finster, nachdenklich und in sich gekehrt. Verständlich, dass die Eltern über ihren Tod geschockt sind und die Wahrheit nicht akzeptieren wollen. Aber nach Auffassung der Polizei war es eindeutig Selbstmord.“
„Wie bei Sebastian und Peter?“
„Ein trauriges Kapitel für unsere Partei. Ich weiß nicht, was in diese sehr jungen Leute gefahren ist? Die verkehren in anderen Kreisen als ich.“
„Ist es nicht hart, die Fraktionsarbeit und den Job im Rathaus unter einen Hut zu bekommen?“ Ken arbeitete im Hauptberuf im höheren Verwaltungsdienst im Rathaus.
„Natürlich habe ich nicht so viel Freizeit wie andere, aber …“, er zog meine Hand zu sich rüber, „ich weiß sie besser zu nutzen!“ Die Lachfältchen um die Augen glätteten sich, seine Stimme wurde ernster. „Ich denke, die Arbeit für die Partei zahlt sich aus.
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